Die „gute alte Erde“ ist entsetzt darüber, wie die Menschen mit ihr umgehen. Ihre Luft ist verschmutzt. Ihre Wälder sind zerstört. Ihre Oberfläche ist mit Beton überkrustet. Sie versucht mit den Menschen zu sprechen. Doch die wollen nichts von ihren Problemen wissen. Da weiß sie sich keinen anderen Rat als die Kinder um Hilfe zu bitten …

Die Kinder in der Erde

Im Gegensatz zu den „Gr0ßen“ hören die Kinder der Erde zu. Sie verstehen, wie ernst ihre Lage ist und damit auch ihre eigene. Sie suchen das Gespräch mit ihren Eltern:

„‚Merkt ihr nicht, dass ihr so die Erde kaputtmacht? Wir müssen sie schonen und pflegen, damit sie sich erholen kann. Und mit ihren Vorräten müssen wir sparsamer umgehen, damit sie auch noch für die reichen, die später leben.'“

Die Eltern der Kinder sind verwundert. Sie dachten, ihr Lebensstil gefällt ihnen. Doch den Kindern ist ihre Zukunft wichtiger.

„‚Rasen macht Spaß‘, antworteten die Kinder. ‚Einkaufen auch. Und Leckereien essen, bis man fast platzt. Und alles haben und das Beste nehmen und das andere wegwerfen. Und sichs bequem machen. Das alles habt ihr uns ja vorgemacht. Aber der Spaß kann doch nicht so weitergehen. Denn wir Menschen machen die Erde krank, wenn wir so leben. Was wird mit uns, wenn wir groß sind und die Erde tot ist? Wir haben Angst!“

Doch die „Großen“ nehmen diese Angst nicht ernst – denken, sie hätten alles im Griff. Da weiß die Erde sich keinen anderen Rat. Sie lädt die Kinder in ihr Inneres ein. Dort schlafen sie. Solange bis ihre Eltern verstehen, dass sie ihre Lebensweise ändern müssen. Das Leben ohne ihre Kinder ist für die Menschen ungewohnt leer. Alles was ihnen wichtig war, ist es plötzlich nicht mehr. Und ganz langsam wandeln sie sich. Bis die Erde wieder atmen kann und die Kinder zurückkehren.

„Dann machten sie sich gemeinsam daran, wieder gutzumachen, was sie der Erde angetan hatten. Sie schlossen Fabriken, in denen sie Dinge hergestellt hatten, die gar nicht brauchten. Sie hörten auf, jeden freien Fleck zuzubauen und über die Straßen zu rasen.“

die kinder in der erde
©Matabooks

Über die Autorin

Gudrun Pausewang – der Name der Autorin sagte mir was. Zunächst konnte ich ihn nicht zuordnen, daher habe ich recherchiert und wurde schnell fündig. Als Jugendliche hatte ich ihr wohl bekanntestes Werk gelesen: Die Wolke. Der Jugendroman erschien 1987 und damit ein Jahr nach der Nuklearkatastrophe in Tschernobyl. Pausewang insziniert in ihrem Roman solch einen Super-GAU im damaligen Westdeutschland – genau genommen im Kernkraftwerk Grafenrheinfeld. Eindrucksvoll beschreibt sie das fiktive Schicksal der 14-jährigen Janna-Berta, die durch einen Reaktorunfall zu einem Strahlenopfer wird.

Fazit: Ein unbequemes wichtiges Buch

Ich bin mir sicher, dass das Buch Die Kinder in der Erde nicht allen Eltern gefallen wird. Manch einer wird sich angegriffen fühlen. Angegriffen von dem Fingerzeig auf die „Großen“. Die, die alles falsch machen. Die, die an allem schuld sind. Aber ob es uns gefällt oder nicht: wir sind ein bisschen schuld. Nicht daran, dass die Welt ist wie sie ist. Aber daran, dass wir um unsere Fehler wissen und dennoch oftmals aus Bequemlichkeit nichts oder zu wenig an unserem Verhalten ändern. Diese Schuld tragen wir und diese Schuld werden uns unsere Kinder und Enkelkinder vorwerfen. Noch hat unsere Generation aber die Chance, etwas zu ändern. Darum stimmt der Klappentext: „Die Kinder in der Erde“ wendet sich „an alle, die bereit sind, darüber nachzudenken: was müssen wir tun, um unsere Erde zu erhalten …“

Mir persönlich gefällt das Buch sehr gut – auch wenn die Geschichte bedrückend ist. Auch und gerade weil die Wahrheit in ihr unangenehm ist. Sie vermittelt zugleich so viel Hoffnung. Sie lehrt uns so viel. Die Geschichte erschien bereits im Jahr 1988. 1988 – da war ich sieben Jahre alt. Ein paar Jahre älter als meine Tochter jetzt. Und es hat sich nichts geändert. Wir Menschen haben nichts gelernt. Vielleicht gelingt es uns jetzt, gemeinsam mit unseren Kindern zu lernen. Etwas zu ändern, was uns und unseren eigenen Eltern bisher nicht gelungen ist. Wenn wir ganz ehrlich sind: wir haben keine andere Wahl. Deswegen bekommt Die Kinder in der Erde eine klare Lese- und Vorleseempfehlung von mir. Und zwar genau in dieser Reihenfolge: erst allein lesen, darüber nachdenken und dann vorlesen. Denn eins ist klar: es werden Fragen kommen. Meine Tochter sah mich am Ende der Geschichte mit großen Augen an und fragte: „Ist das etwa unsere Erde?“ Wir haben sehr lange darüber gesprochen, was die Hintergründe zur Geschichte sind. Und darüber, was wir als Familie bereits geändert haben, was wir schon gut machen und was wir noch besser machen können. Und so wachsen wir gemeinsam an Pausewangs Geschichte – da bin ich mir sicher.

(Unbezahltes) P.S.: Ein Buch aus Graspapier

Passend zum Thema erschien die Neuauflage von Die Kinder aus der Erde bei Matabooks – einem jungen Verlag aus Dresden. Das Unternehmen produziert vegane Produkte aus Graspapier – fair, nachhaltig und biologisch abbaubar.

Buchinformationen

Gudrun Pausewang: Die Kinder in der Erde
Mit Illustrationen von Saskia Diederichsen
Matabooks, Dreseden 2020
Pappbilderbuch , 12 Seiten
Ab 5 Jahren

Klappentext

Unsere Kinder haben ein gutes Gespür für die Not, in der sich die gute alte Erde befindet. Dieses Buch erzählt hochaktuell, wie mit Hilfe der Kinder eine Utopie Wirklichkeit wird, die für die Erde hoffen lässt.

Gudrun Pausewang wendet sich mit „Die Kinder in der Erde“ an alle, die bereit sind, darüber nachzudenken: was müssen wir tun, um unsere Erde zu erhalten, dass auch noch unsere Kinder Lust auf das Leben haben?

die kinder in der erde

Anmerkung: Das Buch „Die Kinder in der Erde“ wurde uns freundlicherweise als Rezensionsexemplar von Matabooks zur Verfügung gestellt.

Autor

Als ich klein war, konnte ich es nicht abwarten, endlich selber lesen zu können. Ich liebte es sehr, wenn meine Eltern mir aus Büchern vorlasen. Aber es reizte mich, es ihnen gleich zu tun und selbst die gedruckten Wörter zu einer Geschichte zusammenzusetzen. Nachdem ich endlich lesen gelernt hatte, verschlang ich ein Buch nach dem anderen. 2016 bin ich Mutter geworden und ich möchte meiner Tochter Sina die Welt der Bücher eröffnen wie sie einst mir geöffnet wurde.

Kommentare sind geschlossen