„Sie heißt Johanna und wacht im Baumhaus auf. …
Er heißt Ben und ist ein Buch mit leeren Seiten. …
Sie ist hier nicht Johanna, sie ist hier Flocke. …
Du musst deinen Namen abgeben, damit dein Freund dich nicht verraten kann, falls er verhaftet wird. …
Veränderer sind Menschen mit einem Ziel vor Augen, doch er lebt nur von Tag zu Tag und steht mit beiden Füßen auf dem warmen Teppich in seinem Zimmer in der Eigentumswohnung seiner Eltern mitten in der Stadt. Die Welt brennt, doch ich penne. Das denkt er.“

Eine Liebesgeschichte im Widerstand

Johanna und Ben könnten verschiedener nicht sein. Sie ist Klimaaktivistin und besetzt gemeinsam mit anderen Aktivisten den Hambacher Forst. Bens Mutter ist Geschäftsführerin bei der Save the Forest-Sicherheitsfirma. Der Name ist irreführend, denn der Wald soll nicht vorm großen Energiekonzern geschützt werden, sondern vor den Baumbesetzer*innen. Ben hat sich bisher nicht viele Gedanken gemacht. Doch das ändert sich als er zufällig Johanna trifft. Er verliebt sich nicht nur, er findet auch den Weg in den Widerstand.

„‚Ich heiße Alaska‘, sagt er (Anmerkung: zu seiner Mutter). ‚Du musst jetzt auch über mich einen Ordner anlegen. Alaska, bürgerlicher Name Ben.“

Fazit: Wir sind die letzte Generation

Mir hat die Geschichte von Flocke und Alaska gut gefallen. Man muss den Stil allerdings mögen. Das Buch hat etwas von einer Collage. Die eigentliche Geschichte ist sehr verdichtet, manchmal fast schon stichpunktartig. Sie wird immer wieder unterbrochen von Gedichten, Gedanken, Liedtexten. Die Liebesgeschichte von Ben und Johanna hat mich durch die Seiten getragen, sie hat aber für mich nicht die tragende Rolle gespielt. In den kurzen Texten steckt mehr: Da geht es darum, Bekanntes in Frage zu stellen und aktiv zu werden. Für mich spielt der Widerstand die Hauptrolle im Buch. Da finden sich Vergleiche mit den Edelweißpiraten, die gegen Hitlers Diktatur gekämpft haben, weil Ben ein Referat über die Widerstandskämpfer von damals halten muss. Vielleicht ein gewagter Vergleich, denn immerhin leben wir heute in einer Demokratie. Allerdings auch in einer Konsumgesellschaft, in der das Offensichtliche immer noch dem Kapitalismus untergeordnet wird. Und so ist der Vergleich gar nicht so gewagt, sondern folgerichtig:

„‚Damals war Widerstand halt anders.‘
‚Widerstand ist immer gleich.‘, sagt Johanna.
‚Es geht darum, die Gier und die Macht der Gierigen zu begrenzen.'“

Manfred Theisen hat das Buch gemeinsam mit seiner Tochter Emilia geschrieben. Das macht das Buch besonders und es ist schade, dass ihr Name nicht auf dem Buchdeckel steht, sondern nur in der Widmung. Für mich ist Wir sind die letzte Generation ein aktuelles und sehr lesenswertes Buch – nicht nur für Jugendliche, sondern auch für ihre Eltern.

Buchinformationen

Manfred Theisen: Wir sind die letzte Generation
cbj Verlag, München 2023
Taschenbuch, 304 Seiten
Ab 14 Jahren

Klappentext

Ein Mädchen im Widerstand, ein Junge, der sich verliebt, und ein erbitterter Kampf

Als Ben per Zufall ein Foto von der Umweltaktivistin Johanna macht, die gerade eine Sicherheitskamera besprüht, ist er sofort fasziniert von dem Mädchen. Johanna lebt ein komplett anderes Leben als er: Sie wohnt in einer Baumhaussiedlung im Hambacher Forst und ist Teil des Widerstands. Bens Mutter dagegen arbeitet in einer Sicherheitsfirma, die auf der anderen Seite des Konflikts steht. Doch Johanna geht Ben nicht mehr aus dem Kopf. Als sich die beiden näher kommen, schließt sich Ben dem Kampf der Aktivisten an, gegen den Willen seiner Eltern …

wir sind die letzte generation

Anmerkung: Das Buch „Wir sind die letzte Generation“ wurde uns freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom cbj Verlag zur Verfügung gestellt.

Autor

Als ich klein war, konnte ich es nicht abwarten, endlich selber lesen zu können. Ich liebte es sehr, wenn meine Eltern mir aus Büchern vorlasen. Aber es reizte mich, es ihnen gleich zu tun und selbst die gedruckten Wörter zu einer Geschichte zusammenzusetzen. Nachdem ich endlich lesen gelernt hatte, verschlang ich ein Buch nach dem anderen. 2016 bin ich Mutter geworden und ich möchte meiner Tochter Sina die Welt der Bücher eröffnen wie sie einst mir geöffnet wurde.

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