Lotta ist gerade fünf Jahre alt geworden und wohnt mit ihren Eltern und ihren Geschwistern Jonas und Mia-Maria in der Krachmacherstraße. Eines Morgens ist Lotta wütend – so wütend, dass sie beschließt auszuziehen.

Ein zerschnittener Pullover

Eines Morgens wacht Lotta auf und ist wütend. Denn sie hat geträumt, dass ihre Geschwister ihr Stoffschwein Teddy gehauen haben. Jetzt ist sie fest davon überzeugt, dass das kein Traum war und ärgert sich. Mama bringt Lotta einen Pullover, den sie anziehen soll. Den Weißen, den Oma gestrickt hat. Auf keinen Fall will Lotta den tragen, denn er kratzt und piekst. Stattdessen verlangt sie ihr bestes Kleid, ein hellblaues Samtkleid. Doch Mama besteht auf den Pullover. Da bleibt Lotta lieber nackt. In ihrer Wut greift sie zur Schere und zerschneidet das verhasste Kleidungsstück.

„„Ich sage, ein Hund hat ihn kaputt gebissen“, sagte sie zu ihrem Teddy. Sie hielt den Pullover hoch und betrachtete ihn lange. Dann nahm sie die Schere und schnitt einen Ärmel ab. „Ich sage, er hat ihn ganz schrecklich kaputt gebissen“, sagte Lotta.“

Danach ist ihre Wut zwar verraucht, aber es geht ihr nicht besser. Denn Lotta weiß natürlich genau, dass sie den Pullover nicht hätte zerschneiden dürfen. Um keinen Ärger zu bekommen, beschließt Lotta umzuziehen. Sie hinterlässt ihren Eltern einen Zettel und fragt Nachbarin Tante Berg, ob sie bei ihr wohnen darf. Und so zieht Lotta in die Rumpelkammer von Tante Berg und richtet sich dort mit alten Möbeln und Spielzeug ein. Lotta ist sehr zufrieden mit ihrer eigenen „Haushaltung“. Auch als sie Besuch von ihrer Familie bekommt, will sie nicht zurück nach Hause. Doch als es am Abend dunkel wird, wäre sie doch lieber in ihrem eigenen Bett. Gut, dass ihre Eltern das ahnen und Papa kommt, um sie zu holen.

Fazit: Wunderbarer Kinderbuchklassiker

Lotta zieht um ist ein Kinderbuchklassiker, den viele sicher noch aus ihrer eigenen Kindheit kennen. Die Geschichte beschreibt sehr anschaulich die kindliche Wut, deren Bekanntschaft jedes Elternteil früher oder später machen darf. Es fällt nicht schwer, sich in Lotta hineinzuversetzen und ihre Gefühle nachzuvollziehen. Lottas Idee mit dem Umzug ist sehr unterhaltsam und man bewundert den Mut des Mädchens. Mit dem ist es allerdings vorbei, sobald es dunkel wird – auch eine Situation, die Kinder und Eltern kennen.

Ich finde Lotta zieht um sehr bemerkenswert für seine Zeit. Es erschien im Jahr 1962. Zu dieser Zeit hatte man noch eine andere Vorstellung von Erziehung. Während wir heute wissen, dass Wutanfälle zu der Entwicklung von Kleinkindern dazu gehören und ein Großteil der Eltern versucht, diese liebevoll zu begleiten, war das Verständnis für den kindlichen „Trotz“ in den 50er und 60er Jahren noch ein anderes. Kinder hatten zu gehorchen und Schläge gehörten nicht selten zur Tagesordnung. Heute ist das zum Glück unvorstellbar. Vor diesem Hintergrund ist es beeindruckend, wie Astrid Lindgren Lottas Eltern handeln lässt. Die Mama besteht zwar auf den Pullover, aber sie baut ihrer Tochter immer wieder Brücken, um aus der Wut herauszukommen. Und auch als Lotta umzieht, lassen ihre Eltern sie gewähren und vertrauen darauf, dass sich die Situation von alleine löst. Und so ist es dann auch. Als Lotta schließlich beichtet, dass sie den Pullover zerschnitten hat, kommt es zu folgender Situation:

„„… und ich möchte gerne „Entschuldige bitte“ sagen, aber ich kann nicht.“ „Aber wenn ich nun auch „Entschuldige bitte“ sage“ , sagte Mama. „Wenn ich sage „Entschuldige bitte“ liebe Lotta, dass ich manchmal zu dir nicht nett gewesen bin …?““

Ein wunderbares Ende, für ein wunderbares Buch.

Buchinformationen

Astrid Lindgren: Lotta zieht um
Mit Illustrationen von Ilon Wikland
Oetinger Verlag, Hamburg 1997
Hardcover, 64 Seiten
Ab 4 Jahren
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Klappentext

Als Lotta aus der Krachmacherstraße eines Morgens den kratzigen Pullover von ihrer Oma anziehen soll, wird sie richtig wütend. Erst schneidet sie ein großes Loch in den Pullover und dann beschließt sie kurzerhand, zu Hause auszuziehen. Nicht weit, nur zu Tante Berg nach nebenan. Denn Lotta möchte natürlich gerne sehen, wie traurig alle sind, dass sie keine Lotta mehr haben …

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Lotta zieht um

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Autor

Als ich klein war, konnte ich es nicht abwarten, endlich selber lesen zu können. Ich liebte es sehr, wenn meine Eltern mir aus Büchern vorlasen. Aber es reizte mich, es ihnen gleich zu tun und selbst die gedruckten Wörter zu einer Geschichte zusammenzusetzen. Nachdem ich endlich lesen gelernt hatte, verschlang ich ein Buch nach dem anderen. 2016 bin ich Mutter geworden und ich möchte meiner Tochter Sina die Welt der Bücher eröffnen wie sie einst mir geöffnet wurde.

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