Kaninchen Marlon Bundo hat die Liebes seines Lebens gefunden. Zum Entsetzen der Stinkwanze ist das ein Junge. Eine Hochzeit kommt in diesem Fall natürlich nicht in Frage. Jungen heiraten Mädchen – das war schon immer so.
Gemeinsam durchs Leben hoppeln
Marlon hoppelt durch den Garten und trifft dort auf Wesley. „Ein großes flauschiges Kaninchen mit supersüßen Schlappohren und dem puscheligstem Puschelschwänzchen, das man sich überhaupt vorstellen kann.“ Gemeinsam hoppeln sie durch die Gegend. Marlon kann sein Glück kaum fassen, war er doch ein wenig einsam auf dem feinen Anwesen des amerikanischen Vizepräsidenten und seiner Familie. Marlon und Wesley sind so glücklich miteinander, dass sie beschließen, zu heiraten.
Im Garten erzählen sie ihren Freunden von ihrem Beschluss und alle Tiere freuen sich mit ihnen. Die Käfer, der Dachs, die Schildkröte, der Igel und der Hund – alle. Nur eine Stimme erhebt sich brüllend, die der Stinkwanze.
„Die Stinkwanze hatte das Kommando. Er war die Nummer eins. Keins von den anderen Tieren wusste so recht, warum er das Kommando hatte oder wie er die Nummer eins geworden war, aber so war es. Und das hieß: Er stellte die Regeln auf. Und das wiederum hieß: Alle Tiere hörten auf ihn, auch wenn er – das lasst euch gesagt sein – wirklich ein übler Stinker ist.“
Die beiden Kaninchen Marlon und Wesley versichern der Stinkwanze, dass der jeweils andere das Kaninchen ihres Lebens sei. Doch das ist der Stinkwanze, die übrigens auffällig viel Ähnlichkeit mit einem gewissen Vizepräsidenten hat, herzlich egal. Denn Kaninchenjungen heiraten Kaninchenmädchen. Das war schon immer so. Junge und Junge, das geht nicht. „Ihr. Seid. Anders. Und Anderssein ist schlecht.“, sagt die Stinkwanze. Nun sind alle Tiere aufgeregt. Denn irgendwie sind doch alle ein bisschen anders und daran finden sie nichts Schlechtes. Und so beschließen sie, die Stinkwanze abzuwählen. Demokratisch.
Am Ende heiraten Marlon und Wesley. „Es ist nämlich gar nicht so wichtig, ob man nun ein Kaninchenmädchen liebt oder einen Kaninchenjungen, oder ob man sein Butterbrot von innen nach außen isst oder umgekehrt.“
Hintergrund
A Day in the Life of Marlon Bundo, so der Titel des englischsprachigen Originalwerks, hat in den USA für ordentlich Furore gesorgt. Denn es ist eine Parodie auf ein Kinderbuch*, das Charlotte Pence, Tochter vom amerikanischen Vizepräsidenten Mike Pence, gemeinsam mit ihrer Mutter veröffentlicht hat.
Erzählt wird ein Tag im Leben des Vizepräsidenten aus Sicht des tatsächlich existierenden Kaninchens Marlon Bundo. Zeitgleich hat Last Week Tonight-Moderator John Oliver ebenfalls ein Buch über das Haustier der Familie Pence veröffentlicht: A Day in the Life of Marlon Bundo*. Die Geschichte über das schwule Kaninchen, das nicht heiraten darf, dürfte Mike Pence nicht sonderlich gefallen haben, denn dieser ist für seine diskriminierende Einstellung gegenüber Homosexuellen bekannt. Um so schöner, dass es John Olivers Parodie auf Platz eins der NYT-Bestsellerliste und bei Amazon geschafft hat. Jetzt ist die Geschichte unter dem Titel Ein Tag im Leben von Marlon Bundo auf deutsch erschienen.
„Für jedes Kaninchen, das je gespürt hat, dass es anders ist.“
So wunderbar und so wichtig!
Ich mach es kurz: dieses Buch und seine Protagonisten haben sich auf Anhieb in mein Herz geschlichen. Ich finde es ganz wunderbar. Es hat so viele wichtige Aussagen: Natürlich geht es um die Gleichberechtigung von homosexuellen Lebensgemeinschaften. Und darum, dass jeder anders ist und sein darf. Aber es geht auch um Politik, um Demokratie. Darum, dass man eine Stimme hat, mit der man eine Wahl hat. Und das ist nicht nur in den USA ein brisantes Thema, sondern auch bei uns. Denn auch wir haben die Wahl und können entscheiden, wie es politisch bei uns weitergeht. Und ich hoffe sehr, dass wir alle diese Stimme dazu nutzen, den Stinkwanzen, die sich bei der letzten Wahl in unsere politischen Reihen geschlichen haben, einen Tritt in den Hintern zu verpassen, wie die Stinkwanze im Buch einen bekommt.
Ein Tag im Leben von Marlon Bundo lädt Eltern dazu ein, ihren Kindern erste Einblicke in die Politik zu geben. Die Altersempfehlung ist nach meinem Empfinden allerdings etwas zu niedrig. Ich bin nicht sicher, ob Kinder mit vier Jahren den Kern des Buches tatsächlich schon in Gänze begreifen. Nichtsdestotrotz kann ich mir vorstellen, dass sie Freude an der Geschichte und der Stinkwanze haben und mit der Zeit immer mehr verstehen werden.
Buchinformationen
Marlon Bundo mit Jill Twiss: Ein Tag im Leben von Marlon Bundo
Mit Illustrationen von EG Keller
riva Verlag, München 2018
Hardcover, 40 Seiten
Ab 4 Jahren
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Klappentext
In diesem Buch erzählt Marlon Bundo von einem Tag aus seinem Leben. Marlon ist ein Kaninchen, das bei seinem Großvater Mike Pence, dem Vizepräsidenten der USA, lebt. Und Marlon war immer sehr einsam – bis zu diesem einen Tag, an dem sich sein Leben für immer verändern sollte …
Ein Buch, das die Themen Toleranz und Gerechtigkeit kindgerecht aufbereitet und sich für Vielfalt und Demokratie einsetzt. Niedlich, witzig und liebevoll illustriert richtet es sich an jeden kleinen und großen Leser, der sich schon einmal „anders“ gefühlt hat.
Ein Tag im Leben von Marlon Bundo
Anmerkung: Das Buch „Ein Tag im Leben von Marlon Bundo“ wurde uns freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom riva Verlag zur Verfügung gestellt.
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