Stell dir vor, du kaufst eine Matroschka-Puppe, die quicklebendig ist und gemeinsam mit ihren Schwestern ein Eigenleben führt. Genau das passiert den Schwestern Trudi und Teresa in dem Buch Der Schwesternzauber von Katja Ludwig.
Aufregende Ferien
Trudi und Teresa haben keine hohen Erwartungen an die Ferien, die sie bei ihren ihnen unbekannten Großeltern verbringen sollen. Doch als sie auf einem polnischen Markt eine Matroschka kaufen, befinden sie sich plötzlich mitten in einem Abenteuer und die Ferien versprechen doch noch aufregend zu werden.
Begriffserklärung: Matroschka sind aus Holz gefertigte und bunt bemalte, ineinander schachtelbare, eiförmige russische Puppen mit Talisman-Charakter. (Quelle wikipedia.de)
Als erstes stellt sich heraus, dass eine der fünf Puppen fehlt. Als zweites stellt sich heraus, dass die verbliebenen vier Puppen im Spiegel lebendig werden und einen Hang zum reimen haben. Sie vermissen ihre Schwester Tonja fürchterlich:
„Eine für alle und alle für eine,
fehlt jedoch Tonja, so sind wir keine
ganze Matroschka mehr,
unser Dasein bleibt völlig unvollständig und leer.
Habt ihr sie vielleicht gesehen?“
Klar, dass Trudi und Teresa den Troschkas bei der Suche nach der fehlenden Schwester helfen, oder?
Fazit: Nette Geschichte mit Potential
Ich habe mehrere Anläufe gebraucht, um die Geschichte vom Schwesternzauber zu Ende zu lesen. Obwohl die Idee mir sehr gut gefällt, hat die Geschichte es leider nicht geschafft, mich mitzureißen. Nachdem ich die letzten Seiten gelesen habe, wusste ich warum: Die Geschichte ist für mich nicht rund. Vielleicht will sie zu viel und bleibt dadurch an der Oberfläche ihres Potentials. Die Handlungsstränge liefern Fragen, von denen einige unbeantwortet bleiben.
- Da sind die beiden Schwestern, die zu ihren ihnen unbekannten Großeltern fahren. Wieso kein Kontakt besteht und warum die Mädchen ihre Ferien ausgerechnet dort verbringen, lässt sich bis zum Ende nur erahnen. Vielleicht ist der Kontakt abgebrochen, weil der Vater der Mädchen sein Heimatdorf, das in der ehemaligen DDR nahe der polnischen Grenze liegt, verlassen hat. Man erfährt es nicht. Irgendwo zwischen den Zeilen liegt der Hinweis zur deutsch-deutschen Geschichte, wird aber nicht weiter aufgegriffen.
- Dann sind da die fünf Troschkas, von denen eine verloren gegangen ist. Die übrigen vier machen ein riesiges Geheimnis daraus, wie das passiert ist. Erst fast am Ende wird es gelüftet: Tonja ist weggelaufen, weil sie anders sein wollte. Für mich ist das die Hauptbotschaft des Buches, die für mich gerne früher hätte gelüftet werden können: Jeder darf sein wie er möchte – das tut der Gesamtheit keinen Abbruch, ganz im Gegenteil. Oder wie Trudi sagt: ‚
„Was nützt es, wenn sich alle gleichen, die Vielfalt muss man unterstreichen!“
- Zu guter Letzt enthält die Geschichte durch die sprechenden Troschkas einen Hauch Magie. Wobei die Magie wohl eher für die Fantasie der Kinder steht, mit denen sie sich denken können. Nichts ist unmöglich. Opa Zäck hat seine Fantasie scheinbar als einziger Erwachsener noch nicht verloren. Auch er kann die Troschkas sehen. Scheinbar hat der Vater der Mädchen ihn in das Geheimnis „der umgekehrten Welt“ eingeweiht, als seine Lieblingsspielzeugfigur verloren ging, die ebenfalls lebendig war. Schade auch hier, dass diese Parallelgeschichte zwar immer wieder auftaucht, aber nicht klar wird, was genau geschehen ist.
Mein Fazit zum Buch ist daher zurückhaltend: Eine wirklich nette Geschichte mit Potential. Bekanntlich sind Geschmäcker aber verschieden, daher bilde dir gerne deine eigene Meinung zum Buch.
Buchinformationen
Katja Ludwig: Der Schwesternzauber
Mit Vignetten von Susanne Göhlich
cbj Verlag, München 2021
Hardcover, 224 Seiten
Ab 9 Jahren
Klappentext
Ein Sommer voller Geheimnisse
Trudi und Teresa fahren das erste Mal alleine weg – zu Großeltern, die sie nur von Fotos kennen … Sind die beiden, die da an der einsamen Bahnstation auf sie warten, überhaupt Oma und Opa? Noch geheimnisvoller wird es, als sie zu viert einen Ausflug auf den Markt am großen Fluss machen. Die russische Matroschka-Puppe, die sich Trudi und Teresa gemeinsam von ihrem Taschengeld kaufen, ist quicklebendig und führt ein magisches Eigenleben! Und diese vier Troschkas brauchen dringend Hilfe …
Anmerkung: Das Buch „Der Schwesternzauber“ wurde uns freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom cbj Verlag zur Verfügung gestellt.
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