Virologin Ilaria Capua nimmt uns in ihrem Buch mit auf eine gleichermaßen faszinierende und furchterregende Reise: Die geheimnisvolle Reise der Viren. Auf der Reiseroute, die 171 Seiten lang ist, lernen wir die kleinsten und hinterhältigsten Kreaturen im Universum besser kennen.
Wie die Viren zum Menschen kommen
Bevor es richtig losgeht, erfahren wir einige grundsätzliche Sachen, die für das weitere Verständnis des Buches wichtig sind. Dabei geht es um das Verständnis, was Viren sind und wie sie sich von Bakterien unterscheiden. Auch wichtige Schlüsselworte werden vorab erklärt.
In den folgenden Kapiteln zeigt die Autorin auf, wie die Viren zu uns Menschen kommen. Sie beschreibt, wie sich unser Leben im Laufe der Zeit verändert hat und wie sich zum Beispiel durch das engere Zusammenleben mit (Nutz)tieren und durch das Eindringen des Menschen in die Natur und in die Wälder immer mehr Grenzen verschieben. Wie Viren, denen wir ohne unser Zutun wahrscheinlich nie begegnet wären, uns finden und sich durch Nähe und Zeit an unseren Organismus anpassen:
„Um in einen Organismus „einzudringen“ und sich auszubreiten, binden sich die Viren an Rezeptoren der Zellen, und die Rezeptoren von Tieren unterscheiden sich von denen des Menschen. Im Fall der Rinder und anderer Säugetiere sind die Unterschiede aber nicht so ausgeprägt.“
Die Autorin erklärt den Sachverhalt sehr plakativ: Jemand, der Bergstiefel in Größe 40 trägt (das Rind), hätte Mühe sich in Sneaker der Größe 38 (der Mensch) zu quetschen. Allerdings kann ein Virus im Laufe der Zeit und durch viele Kontaktmöglichkeiten lernen und sich auf die passende Schuhgröße anpassen. Dabei helfen Mutationen des Virus. Anhand von unterschiedlichen Viren werden Zusammenhänge des Ökosystems erklärt, die helfen, die brenzlige Lage zu verstehen, in der wir aktuell stecken.
Über die Autorin
Bei Büchern, die sich mit wissenschaftlichen Themen befassen, interessiert mich immer, wer die/der Autor/in ist. Denn ich möchte im Vorfeld wissen, was sie/ihn befähigt ein Buch zum Thema zu schreiben und ob ich meine Zeit in das Buch investieren möchte. Die italienische Autorin Ilaria Capua studierte Veterinärmedizin und spezialisierte sich bereits früh auf Viren, die von Tieren auf den Menschen übertragen werden können. International bekannt wurde sie für ihre Studien zu Influenzaviren, insbesondere die Krankheitsübertragung durch Vögel. Sie wurde zu einer gefragten Expertin im italienischen Fernsehen, wenn es um die Berichterstattung zur COVID-19-Pandemie geht. Derzeit ist sie Direktorin des One Health Center of Excellence der University of Florida.
„Aber was genau ist ein Virus? Die erste Antwort, die mir in den Sinn kommt, wird dich vielleicht erstaunen: Für mich sind Viren faszinierende Kreaturen, die aber oft einen Haufen Ärger bringen.“ (Ilaria Capua)
Fazit: Spannende Einblicke
Ich fand den Rundumschlag zu den wichtigsten Fakten über bekannte Viren sehr spannend. Die Fakten sind unterhaltsam geschrieben. Fachbegriffe, die im Text verwendet werden, werden in hilfreichen Infoboxen erklärt, die im Text eingewoben sind. Besonders gut hat mir gefallen, dass die Autorin sehr anschaulich herleitet, wie der Mensch in die Natur eingreift und sich damit jede Menge Probleme einhandelt. Sie schafft es eindringlich zu warnen und dabei nicht den Zeigefinger zu heben, sondern uns bei dem zu packen, was uns als Spezies absetzt: bei unserer Intelligenz.
„Wir haben vergessen, dass wir die einzige Spezies sind, die über die Fähigkeit verfügt, die Mechanismen, welche die Natur regeln, zu verstehen und dass, als Konsequenz daraus, wir die Verantwortung für sie haben.“
Das Buch richtet sich an eine Leserschaft im Alter von 11 bis 99 Jahren. Und das trifft es gut: Es ist ein Buch, das jeder lesen sollte. Es ist so leicht geschrieben, dass die Kernbotschaften für die Mehrheit verständlich sein sollten. Meine Empfehlung: Lest es. Denn wenn wir Zusammenhänge verstehen, begreifen wir die Konsequenzen von unserem Handeln. Und dass wir nicht einfach weitermachen können. Wir werden verstehen müssen, dass die viel verlangte „Normalität“, wie wir sie kannten, nicht zurückkehren darf. Wir müssen lernen nach vorne zu schauen und nicht zurück.
„Die Pandemie hat uns all jenes genommen, das wir immer für selbstverständlich gehalten haben, und sie hat uns gezwungen, es zur Diskussion zu stellen. Unsere Zeit ist die Zeit der Entscheidung, und es sind zwei Wege, die uns offenstehen: Wir können dahin zurückkehren, wo wir vorher waren, oder bewusst in eine andere Welt eintreten.“
Buchinformationen
Ilaria Capua:
Die geheimnisvolle Reise der Viren: Die Entdeckung der kleinsten, hinterhältigsten und überraschendsten Kreaturen im Universum
Carl Auer Kids, Heidelberg 2021
Taschenbuch, 171 Seiten
Ab 11 Jahren
Klappentext
Viren sind furchterregend, gefährlich und unberechenbar. Zum Glück können wir uns mit den Waffen der Wissenschaft verteidigen. Sie schützen uns auch vor dem gefährlichsten Virus von allen: der Unwissenheit.
Anmerkung: Das Buch „Die geheimnisvolle Reise der Viren“ wurde uns freundlicherweise als Rezensionsexemplar vom Carl Auer Verlag zur Verfügung gestellt.
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