In einem Ferienlager lernen sich das Ottermädchen Lotti und der Otterjunge Otto kennen. Beide sind überrascht, denn sie sehen sich zum Verwechseln ähnlich. So ähnlich sie sich aber äußerlich sind, so unterschiedlich sind ihre Interessen. Während Lotti ihre Zeit am liebsten damit verbringt, Räuberhöhlen zu bauen und Riesenfische zu fangen, näht und backt Otto lieber. Im Ferienlager herrschen allerdings genaue Vorstellungen davon, womit Jungs und Mädchen ihre Zeit verbringen sollen.

Jungssachen und Mächenkram!?

„Es riecht nach feuchtem Waldboden, nach Kiefernzapfen, nach Blaubeeren – und vor allem: nach Abenteuer! Drüben auf der Wiese machen ein paar Tierkinder ein Wettrennen. Lotti will sofort lossausen, aber Frau Bär hält sie fest. ,Halt, halt, du machst dich bloß schmutzig. Komm, ich stelle dir die anderen Mädchen vor!‘“

Ob die Mädchengruppe wohl das Richtige für Lotti ist? Otto wird derweil in der Jungsgruppe gehänselt, weil er seinen Teddybären dabei hat. Wie ein Mädchen. Nachdem sich die beiden Otterkinder kennengelernt haben, werden es aber dennoch schöne Ferien. Die beiden spielen zusammen Ball, bauen Baumhäuser und erzählen sich Geschichten. Die Zeit geht viel zu schnell vorbei. Am letzten Tag soll es ein großes Abschiedsfest geben. Die Mädchen- und die Jungsgruppe sollen hierfür unterschiedlichen Sachen vorbereiten: Die Mädchen sind für das Kochen und Backen zuständig. Außerdem sollen sie Blumen pflücken und daraus Girlanden basteln. Die Jungs gehen in der Zwischenzeit Feuerholz sammeln und Fische angeln. Lotti und Otto sind wenig begeistert.

„,Du Otto … ich würde viel lieber Fische fangen als Girlanden basteln‘, flüstert das Ottermädchen. ,Aber Frau Bär meint, Fische fangen ist Jungssache.‘ Otto seufzt. ,Bei mir ist es umgekehrt. Ich würde viel lieber Kuchen backen, aber Herr Amsel sagt, das ist Mädchenkram.‘“

Doch dann hat Lotti eine Idee. Da die beiden sich so ähnlich sehen, tauschen sie einfach ihre Mützen und wechseln die Gruppen. Niemand bemerkt etwas und am Ende bringen sie sogar Frau Bär und Herrn Amsel zum Nachdenken. Die Gruppenleiter beschließen, dass die Kinder zukünftig selbst entscheiden dürfen, was sie im Ferienlager machen möchten:

„Ab sofort darf jedes Kind Räuberhöhlen bauen und sie mit Blumengirlanden dekorieren, Blubberfische angeln und Puppenkleider nähen, auf Bäume klettern, sich gegenseitig Geschichten erzählen und Monstertorten mit Zuckerkringeln backen. Ganz egal, ob Junge oder Mädchen.“

Fazit: Das doppelte Otterchen mit wichtiger Botschaft

Es sind diese kleinen Momente, die mich aufhören lassen. Sätze, die unüberlegt ausgesprochen werden und die dennoch etwas hinterlassen und dafür sorgen, dass Geschlechterstereotype weitergegeben werden. Ein Beispiel: Als meine Tochter noch kleiner war, hatten wir Besuch von einem Nachbarsjungen im gleichen Alter. Als die beiden begannen mit Sinas Matchbox Autos zu spielen, schaute die Mutter des Jungen mich erstaunt an und fragte: „Sie hat Matchbox Autos? Aber sie ist doch ein Mädchen. Ich kenne kein Mädchen, das mit Autos spielt.“ Sehr schade, denn ich habe bisher nicht die Erfahrung gemacht, dass die Freude an Spielzeugautos vom Geschlecht abhängig ist. Generell glaube ich nicht daran, dass sich Interessen am Geschlecht festmachen lassen. Ich weiß aber, dass viele Menschen das anders sehen. Umso wichtiger sind Bücher wie Lotti & Otto. Ich finde die Idee, das Thema anhand einer typischen Verwechslungsgeschichte, die ein wenig an das doppelte Otterchen denken lässt, sehr nett. Man leidet beim Vorlesen richtig mit den Otterkindern mit, die so gerne aus ihrer zugeteilten Rolle heraus möchten. Und man freut sich ebenso sehr, dass sie eine Lösung finden und damit tatsächlich auch noch eine Änderung des Systems erreichen. Zudem ist die Geschichte sehr süß gezeichnet und man verliebt sich sofort in die Figuren. Die Botschaft ist auf jeden Fall klar: Autos sind für alle da. Puppen ebenso.

Buchinformationen

Collien Ulmen-Fernandes: Lotti & Otto: Eine Geschichte über Jungssachen und Mädchenkram
Mit Illustrationen von Carola Sieverding
Edel:Kids Books, Hamburg 2018
Hardcover, 48 Seiten
Ab 4 Jahren
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Klappentext

Als sich Lotti & Otto im Ferienlager begegnen, ist das Erstaunen groß: Die beiden Otterkinder gleichen sich wie ein Ei dem anderen! Und doch sind sie ganz verschieden: Lotti ist ein Mädchen und Otto ein Junge. Otto backt und näht gerne, während Lotti am liebsten draußen herumtollt und Fische fängt. Aber backen ist doch Mädchenkram und Fische fangen Jungssache – oder?
Das erste Bilderbuch von Collien Ulmen-Fernandes mit wichtiger Botschaft: Egal, was als „typisch Mädchen“ oder „typisch Junge“ gilt – sei einfach du selbst!

lotti und otto

Lotti & Otto: Eine Geschichte über Jungssachen und Mädchenkram

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Autor

Als ich klein war, konnte ich es nicht abwarten, endlich selber lesen zu können. Ich liebte es sehr, wenn meine Eltern mir aus Büchern vorlasen. Aber es reizte mich, es ihnen gleich zu tun und selbst die gedruckten Wörter zu einer Geschichte zusammenzusetzen. Nachdem ich endlich lesen gelernt hatte, verschlang ich ein Buch nach dem anderen. 2016 bin ich Mutter geworden und ich möchte meiner Tochter Sina die Welt der Bücher eröffnen wie sie einst mir geöffnet wurde.

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